Norwegen - eine Liebesgeschichte
Verfasst von am am 27.04.2018 um 09:10.
Es ist nicht zu leugnen - wir haben uns in Norwegen verliebt. Das Land hat uns in seinen Bann gezogen und vier Wochen lang nicht losgelassen. Oder vielleicht wollten wir es nicht loslassen?
Norwegen gehört dank seiner Ölvorkommen in der Nordsee zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Uns hat das Land hinsichtlich unseres Geldbeutels zwar ein wenig ärmer gemacht, dafür sind wir aber an vielen, unbezahlbaren Eindrücken reicher. Nach unserem Besuch am Nordkap waren wir völlig berauscht von der majestätischen Schönheit der bisher gesehenen Landschaft und verlangten wie Süchtige nach mehr davon.
F wie Fjord, Fjell und Fähre
Auf unserer Fahrt durch den Norden Norwegens sollten wir noch genug Nachschub an Dramatik kaum zu übertreffender Natur erhalten. Der Ruf der Einzigartigkeit der norwegischen Landschaft eilt ihr voraus, und egal in welchem Eck des Landes man sich aufhält, man wird nicht enttäuscht.
Das Bild welches wir durch das Autofenster geliefert bekamen, war geprägt von tief ins Landesinnere reichenden, langgestreckten Meeresarmen, den sogenannten Fjorden. Umgeben von Steilwänden graben sich diese unzähligen Wasserkanäle von der zerklüfteten Küste aus bis weit in die Bergwelt des Festlands. Vor der Küste ragen felsige Inseln zahlreich aus dem Wasser wie kleine Titanen.
Die ohnehin schon atemberaubende Landschaft wird ergänzt von schier endlos erscheinenden, hügeligen Hochebenen - doch die Fjelle muten trotz ihrer Baumlosigkeit keineswegs karg an. Dort wo die Hochebenen enden, fallen die Berge spektakulär hunderte Meter zum Meer hinab - ein Anblick der den/ die BetrachterIn voller Staunen zurücklässt.
Wasser ist ein bestimmendes Element der Landschaft Nordnorwegens. An viele der Seen an denen wir vorbeikamen wies ein Schild darauf hin, dass es sich um ein Trinkwasserreservoir handelte. Auf den Vesteralen und den Lofoten waren wir fasziniert von der Wucht herabstürzender Wassermassen aus Felsvorsprüngen nach Regengüssen.
Um von einer Insel auf die andere zu gelangen, war in Norwegen die eine oder andere Fährfahrt notwendig. Regelmäßig und bereits mit einer gewissen Routine, parkten wir den G auf der Fähre, verbrachten meist weniger als 30 Minuten auf See und setzten dann unsere Fahrt in aller Ruhe fort. Diese ruhige Fahrt war uns in ganz Norwegen vergönnt.
Das Straßennetz ist gut ausgebaut, über oft faszinierende Brückenbauwerke erreicht man selbst die kleinsten Inseln und durch die oft hohen Berge führen gute beleuchtete Tunnel. Dort, wo dies noch nicht der Fall ist, ergänzen Fähren das Straßennetz. "Kjør sakte!" – Langsam fahren! heißt es trotzdem auf norwegischen Straßenschildern.
Norwegen - nicht nur ein Augenschmaus
Was sollen wir über Norwegen noch schreiben, außer über deren atemberaubende Naturschönheit, freundliche Menschen und faszinierende Tierwelt? Wir hatten das Glück auf unserem Weg durch das Land Pottwalen, Adlern, Rentieren und Elchen in freier Wildbahn zu begegnen. Letzterer landete auch auf unseren Tellern. Wir haben immer noch ein schlechtes Gewissen, aber müssen zugeben, dass der Elch sehr gut geschmeckt hat. Danke an Sissel and Thomas für die warmherzige Einladung auf ihren wunderbaren Bauernhof und das Bescheren des kulinarischen Höhepunktes auf unserer Reise.
Im Land der "kaker" (Laibchen) und "boller" (Bällchen) die sowohl mit Fisch ("Fiske"), Fleisch ("Kjott") oder süß (meist mit Kardamom) angeboten werden, hieß es bei jedem Supermarkt die Preise zu vergleichen. Tank füllen oder eine Tafel Schokolade leisten? Eine schwere Entscheidung. Doch meinem Gaumen hat Norwegen neben dem gebratenen Elch auch mit seinem traditionellen Braunkäse ("Flotemysost") und dessen einzigartig karamellig-süßen Geschmack eine völlig neue Welt eröffnet. Flotemysost, ich vermisse dich!
Aurora Borealis - oder: wie man sich einen steifen Nacken holt
Neben meinem Kindheitstraum einmal im Leben einen Wal in seinem natürlichen Lebensraum beobachten zu können, hat mir Norwegen auch noch einen zweiten Wunsch erfüllt, der auf meiner To-do Liste ganz oben stand: das Polarlicht zu sehen.
Jeden Abend seit wir in Norwegen angekommen waren, schauten wir gen Himmel und hofften auf das Erscheinen dieses Phänomens. Lange mussten wir warten, obwohl es gut möglich ist, dass das Aurora Borealis oft über den G erschienen ist, während wir tief und fest in ihm schliefen.
Die Nacht, in der wir erstmals die grünlichen Lichter mit eigenen Augen am Himmel erblickten, bleibt für immer unvergesslich. Die intensivste Beobachtung machten wir allerdings am Berg rund um die Stadt Mo i Rana. Eine Eisnacht.
Aber wenn die Nordlichter über einem tanzen, ist das Frieren schnell vergessen und es ist dieses Naturschauspiel das einem die Gänsehaut über den Körper laufen läßt und nicht die Kälte.
Der Letzte macht (nicht) das Licht aus?
Schon in den ersten paar Tagen in Norwegen viel uns auf, dass auch tagsüber so manches Haus hell erleuchtet war, sei es das Licht im Inneren oder in der Auffahrt, überall brannte es. Ja, selbst die Laternen an so manchen kleinen Hafen strahlten tagsüber mit der Sonne um die Wette. Wie wir von einem Norweger aufgeklärt wurden, ist der Strom so günstig, dass den meisten BewohnerInnen der nachhaltige Umgang mit Energie ein Fremdwort ist.
Die lasche Einstellung zum Stromsparen war das einzige, was wir an Norwegen nicht mochten. Aber wie ist es wenn man sich verliebt hat?- man sieht über die negativen Seiten hinweg. So verhält es sich auch bei uns - Norwegen bleibt für uns der Höhepunkt unserer Europareise, und jedem und jeder der/die es hören möchte, schwärmen wir nur allzu gerne und lang von diesem Land vor.